31. SONNTAG im Jahreskreis

 

Wer ist Gott? Wie steht Gott zu mir? Wie finde ich zu Gott? Viele Menschen finden einen Zugang zu Gott durch die Natur. Sie machen eine überwältigende Erfahrung, wenn sie z.B. auf einem Berggipfel stehen: Die schwindelerregende Größe und Schönheit dieser Welt, die einem dort zu Füßen liegen, überwältigt sie. Man kommt sich klein und winzig vor und spürt trotzdem ein Gefühl der Erhabenheit. Wenn diese Erde schon so groß ist, wie groß muss dann ihr Schöpfer, Gott, sein? „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte... dann jauchzt mein Herz dir, großer Herrscher zu: Wie groß bist du!“

 

Dieses Gefühl der Größe Gottes wird aber noch viel mehr übersteigert durch das Bild des Universums, das uns die moderne Wissenschaft, mit vielen Filmen und Aufnahmen, zeigt. Ein Stäubchen, ein Tropfen ist die Erde im Vergleich zum Universum. Nur ein Stäubchen, am Rande einer Galaxie, die Milchstraße, mit Milliarden Sternen. Aber diese, unsere Galaxie, ist nur eine von Milliarden Galaxien im Universum. Und das Universum wird immer größer, dehnt sich immer weiter aus. Schwindelerregend. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie unermesslich groß und mächtig muss dann Gott sein! „Die ganze Erde ist in deinen Augen nicht mehr als ein Stäubchen auf der Waagschale oder ein Tropfen Tau, der am Morgen auf die Erde fällt“, so lesen wir im alttestamentlichen Buch der Weisheit.

Wie klein und unwichtig sind dann erst wir, Menschen? Noch viel weniger als ein Stäubchen, als ein Tropfen Tau. „Was ist der Mensch, dass du, Gott, an ihn denkst?“ Heißt es in einem Psalm. Was ist der Mensch, dass du, Gott, überhaupt Notiz von uns, von mir, nimmst?

Gott, eine überwältigende Macht, die alles ins Leben ruft und am Leben erhält. Aber diese unvorstellbar große Macht zerschmetter uns nicht. Wir können zu ihr eine vertrauensvolle, persönliche Beziehung haben, sagt uns Jesus von Nazareth - so wie er. „Wer mich sieht, sieht den Vater!“ „Ich bin der Weg (zu Gott), die Wahrheit (über Gott), das Leben (mit Gott).“ Das heißt also: Je besser wir Jesus kennen lernen, umso mehr erfahren wir von Gott.

Im heutigen Evangelium gibt Jesus uns ein überraschendes Beispiel von Gott. Zachäus ist ein verhasster Steuereintreiber, von allen gemieden. Er arbeitet mit der römischen Besatzungsmacht zusammen und nimmt die verarmten Menschen aus, die ohnehin schon durch die 30%ge Steuerlast unterhalb des Existenzminimums leben müssen.

Gerade zu so einem Mann sagt Jesus: „Ich will bei dir zu Gast sein.“Jesus geht auf ihn zu, begegnet ihm mit Achtung, schenkt ihm Anerkennung. Zachäus spürt: Er ist angenommen, er hat seinen Wert gefunden. Der schuldig gewordene Zöllner hört nicht Vorwürfe, moralische Appelle, sondern er erfährt Zuwendung und Ermunterung. Jesus rettet ihn, befreit ihn aus seiner Isolation. Diese Erfahrung macht aus Zachäus einen anderen Menschen, der zwar zu seiner Schuld steht, aber es dort wiedergutmachen will, wo es geht. Er will anders leben, er wird ein anderer Mensch.

So wie Jesus handelt, so ist Gott. So steht Gott zu uns, sogar wenn wir uns zutiefst schuldig machen. Gott schaut nicht an erster Stelle auf unsere Kleinheit, Fehlerhaftigkeit und Schuld, sondern liebt uns trotzdem und zwar bedingungslos. Jesus gibt Zachäus einfach das Gefühl angenommen zu sein, trotz allem. Diese Erfahrung und dieses Bewusstsein können einen Menschen ändern. Zachäus wird ein ganz anderer Mensch. Gottes Liebe verändert Menschen. Sie schenkt Freude und Dankbarkeit. Ich kann auf Gottes Liebe freudenvoll nur mit Gegenliebe antworten! Diese Gegenliebe wird in meinem Verhalten, in meiner Lebensweise spürbar. Ich werde ein anderer Mensch.

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